75 Jahre Bienenzuchtverein Künzelsau
Ein geschichtlicher Rückblick von Erich Schwärzel,
Blaufelden aus dem Jahre 1977
Aus dem Gestern wuchs das Heute,
Und im Heute keimt das Morgen!
Nimmer gibt es ein Vollenden,
Immer nur ein Wegbereiten!
Wenn diese Worte besonders in der heutigen, schnell vergessenden Zeit zum Nachdenken in allen Lebensbereichen zwingen sollten, so gelten sie auch für die Imkerschaft. Hier ist im geschichtlichen Rückblick besonders deutlich zu erkennen, dass jede Generation auf den Schultern derer steht, die in jahrhunderte langem Wechsel Fundamente für die heutige Bienenwirtschaft legten und daran weiter gebaut haben. Ihre Arbeit am Bienenstand und in der Gemeinschaft der imkerlichen Organisation darf nicht vergessen werden.
"Der Mensch ohne Geschichte ist der Barbar" und dazu gehört ein Bienenvater nicht. Gerade der deutsche Imker kann hin bis zum kleinsten Verein einen gewissen Stolz auf die Entwicklung in Jahrhunderten haben. Wenn Philipp Melanchthon sagte: " Das menschliche Leben ist ohne Kenntnis der Geschichte nichts anderes, als gewissermaßen eine immerdauernde Kindheit, ja sogar eine ständige Finsternis und Blindheit", so sollen diese Zeilen im Imkerverien Künzelsau Interesse und Weiterarbeit für imkerliche Geschichte anregen.
Klöster, Schlösser und Burgen haben mit ihren Wachs- und Honigabgaben der Untertanen sicher schon im frühen Mittelalter den Grund für eine, auf regelmäßige Erträge ausgerichtete Bienenwirtschaft gelegt.
So wird im Hohenloher Land die Haus- oder Gartenbienenzucht von den Grundherren dieser Zeit gefördert worden sein, weil Waldbienenzucht nach dem Beispiel der Nürnberger großen Waldgebiete schlecht möglich war. Urkunden in staatlichen und privaten Archiven sollten zur Klärung dieser Fragen der Frühzeit einmal durchforscht werden, weil die Literatur dabei versagt.
Nach der Zeit der territorialen Aufsplitterung durch Herren und Herrschaften bis um 1800, kam es dann in der napoleonischen Zeit zur großen Flurbereinigung, bei der zum Schluss Künzelsau zu Württemberg kam. Es wurde Oberamt und bildete einen Verwaltungsbezirk mit 49 Gemeinden. Für das Jahr 1822 erfahren wir für das Oberamt erstmals etwas über den Stand der Bienenzucht. in der Statistik. Auf einer Gesamtfläche von 38.390 ha waren nach der Zählung 1.325 Bienenvölker vorhanden. Im Jahre 1830 waren es dagegen 1.289 Völker. Von dieser Gesamtzahl waren wahrscheinlich 20% in Büttelbronn und Umgegend zu finden.
Als König Wilhelm I. von Württemberg am 1. August 1817 die Landwirtschaftliche Zentralstelle in Stuttgart ins Leben rief, wurde zugleich der Anstoß für die Gründung der landwirtschaftlichen Vereine in den Oberämtern des Landes gegeben. Ihre Aufgabe war auch die Betreuung und Förderung der Bienenzucht. Als am 10. und 11. September 1850 die erste Wanderversammlung deutscher Bienenwirte in Arnstadt stattfand, war der Stadtschultheiss Brodbeck aus Owen im Auftrage der Zentralstelle dabei. Auf dem bald darauf stattfindenden Volksfest mit landwirtschaftlicher Produktenschau in Stuttgart war die Bienenwirtschaft vertreten. Bald darauf wurde Brodbeck ins Ministerium berufen und sollte zur Förderung der Bienenzucht das ganze Land bereisen. Brodbeck brachte von Arnstadt erste Erkenntnisse über den Betrieb mit beweglichen Waben nach Württemberg.
Die erste Auswirkung seiner Tätigkeit war die Gründung des "Vereins für rationelle Bienenzucht in Württemberg" am 2. November 1857 in Winnenden. Dieser war in erster Linie bemüht, den Mobilbau nach Dzierzon und Berlepsch einzuführen. Die erste Berlepschbeute mit Rähmchen war durch Professor Pistorius in Oberensingen 1855 direkt vom Bienenbaron bezogen worden. Als am 1. und 2. September 1858 die große Wanderversammlung in Stuttgart mit 262 Teilnehmern und vielen Ausstellern stattfand, ging ein breiter Strom der Anregung zu besserer Bienenhaltung ins ganze Land. Unter den Teilnehmern finden wir den Lehrer Roth aus Steinbach, der aus dem Oberamt Künzelsau gekommen sein könnte.
Als der Württembergische Verein 1861 seine Wanderversammlung in Schwäbisch Hall abhielt, hatten die Bienenzüchter des Oberamts Künzelsau bereits den Anschluss an die Mobilbienenzucht gefunden. Als Redner trat hier der Schullehrer Stang aus Niedernhall auf. Der Völkerstand war mit 1.261 Völkern stabil geblieben, wie die Statistik des Landes nachweist. Im Bericht des Württembergischen Vereins wird erwähnt, dass Imker im Oberamt Künzelsau zu dieser Zeit schon "Württembergische Vereinsstöcke" mit Rähmchen in Betrieb haben und diese zur Besichtigung freistellten.
Als im Jahre 1842 die Zentralstelle für Landwirtschaft angeordnet hatte, dass an allen Ackerbauschulen und Lehrerseminaren Musterbienenstände ebenso wie in Hohenheim eingerichtet werden müssen, wurde die Bienenzucht auf besserer Grundlage ins Land getragen. Die jungen Lehrer bekamen schon durch den Ertrag ihrer eigenen Völker einen Anreiz zur Verbesserung ihr Gehälter. So ist es zu verstehen, dass gerade in der Zeit der Verbreitung des Mobilbaues die Lehrerschaft hervorragenden Anteil hatte. Als der erste Württembergische Landesverein 1862 in den "Ruhestand" ging, wurden die Leiter der sieben Lehrbienenstände mit der Fortführung der alljährlichen Wanderversammlungen im ganzen Lande beauftragt.
In den Jahren 1864 und 1865 begnügte man sich damit, dass die sieben Leiter der Lehrbienenstände von Nürtingen, Gmünd, Esslingen, Ochsenhausen, Hohenheim, Ellwangen und Kirchberg/Neckar in Nürtingen zusammenkamen. Hier wirkte der Seminar-Oberlehrer Gößler in recht segensreicher Tätigkeit als Lehrer und Bienenvater, der sich für die Verbreitung des beweglichen Baues besonders verdient machte. Doch die Zentralstelle drückte auf Wanderversammlungen mit den landwirtschaftlichen Vereinen im ganzen Lande. Sie fanden dann alljährlich im Mai an den verschiedensten Orten statt, wobei Schwäbisch Hall 1876 Wanderversammlung und Ausstellung in seinen Mauern sah. Hier wurde der Keim für die Gründung der Imkervereine im Hohenlohischen gelegt.
Im Jahre 1873 finden wir in der Statistik im Oberamt Künzelsau 2.116 Bienenvölker, wovon schon 239 auf beweglichen Waben gehalten wurden.
1883 war die Gesamtvölkerzahl auf 1.745 gefallen, wobei die Mobilvölker auf 275 gestiegen waren. In der "Beschreibung des Oberamts Künzelsau" von 1883 wird bemerkt:
"Der Bienenzuchtbetrieb mit Strohkörben und Aufsatzkappen ist gewöhnlich üblich. Der Mobilbetrieb ist in der Ausbreitung, besonders durch den 1879 gegründeten Hohenloher Bienenzüchterverein und dabei in erster Linie durch den Privatier Glock in Künzelsau und den Rentamtmann Jung in Aschhausen."
Die Entwicklung ging günstig voran und im Oberamt wurden 1892 schon 2.303 und 1900 dann 3.081 Völker gezählt. Hier machte sich die Arbeit des Hohenloher Vereins unter Führung des Seminar-Oberlehrer Georg Maier segensreich bemerkbar, denn 1892 waren schon 1.502 Völker auf Rähmchen.
Bei der Zählung am 10. Januar 1873 wurden folgende Bestände an Bienenvölkern in den einzelnen Orten des Oberamts Künzelsau verzeichnet:
Künzelsau 45
Ailringen 41
Altkrautheim 29
Amrichshausen 21
Aschhausen 24
Belsenberg 52
Berlichingen 20
Bieringen 72
Braunsbach 35
Buchenbach 87
Criesbach 29
Crispenhofen 36
Diebach 30
Dörrenzimmern 85
Dörzbach 35
Döttingen 32
Eberbach 54
Eberstal 18
Ettenhausen 53
Garnberg 17
Hermuthausen 31
Hohebach 120
Hollenbach 34
Jagstberg 44
Ingelfingen 105
Jungholzhausen 48
Kocherstetten 23
Laibach 28
Laßbach 55
Marlach 53
Meßbach 16
Morsbach 7
Mulfingen 62
Muthof 37
Nagelsberg 5
Niedernhall 32
Nitzenhausen 30
Oberginsbach 46
Oberkessach 58
Schöntal 39
Simprechtshausen 40
Sindeldorf 19
Steinbach 82
Steinkirchen 70
Unterginsbach 39
Weißbach 38
Weldingsfelden 42
Westernhausen 54
Zaisenhausen 48
Insgesamt befanden sich im Oberamt Künzelsau im damaligen Umfange 2.116 Völker, davon 239 auf beweglichen Bau.
Immer strebe zum Ganzen,
und kannst Du selber kein Ganzes erringen,
als dienendes Glied
schließ an ein Ganzes Dich an.
Dieses Streben zum Ganzen, zur Gemeinschaft, wurde in Künzelsau sehr früh wach.
Als die künstliche Mittelwand 1858 von Mehring in Stuttgart und 1865 die Honigschleuder in ersten Anfängen durch den Major von Hruschka in Brünn vorgeführt wurde, bekam der bewegliche Bau von Dzierzon und Berlepsch seine ganze Bedeutung für die Bienenwirtschaft.
Das Drängen der Imker nach Information über Verbesserungen nahm großem Umfang an, den man deutlich an den Besucherzahlen der Wanderversammlungen, sowohl im deutsch-österreichischen Gebiet, als auch in Württemberg ablesen kann.
Unter den 850 Teilnehmern der Wanderversammlung in Straßburg 1875 treffen wir den Rentner Alexander Glock, den Ökonom Ludwig Kinzelbach, den Oberamtmann Klaiber und den Kaufmann Julius Neunhöfer aus Künzelsau an.
Da zu dieser Zeit die landwirtschaftlichen Vereine mit ihren Sektionen "Bienenzucht" die Förderung der Bienenwirtschaft in der Hand hatten, fehlten in Hohenlohe noch die Imkervereine. In einem Mitgliederverzeichnis des Badischen Landesvereins finden wir 1875 den Rentamtmann Jung aus Aschhausen. Er suchte den Anschluss an die imkerliche Gemeinschaft in der Nordbadischen Nachbarschaft. 1877 stellte auf der landwirtschaftlichen Ausstellung anläßlich des Volksfestes in Stuttgart Rentamtmann Jung Honig, Wachs und einen Aufriss seines großen Bienenstandes aus.
Auf der Württembergischen Wanderversammlung 1876 begegnen wir den Oberlehrern Maier und Schmidt aus Künzelsau, die hier Verbindung zu Neuerungen und gleichgesinnten Bienenvätern suchten. Diese Wanderversammlung 1876 in Aalen zog bald die Gründung des Bienenzüchtervereins Gaildorf nach sich, die am 24.02.1877 in Winzenweiler in einer Versammlung von 21 Imkern folgte.
Künzelsau hatte im Jahre 1873 sein Schullehrerseminar erhalten, das am 10. Juli eröffnet wurde. Es wurde unter der Leitung des Rektors Beckh gestellt und hatte vier Seminarlehrer. 53 Seminaristen kamen aus dem ganzen Lande schon in den ersten Lehrgang.
Zum Seminar im Schloss gehörten 2 ha Land, das von einem der Lehrer in der Hauptsache gärtnerisch bewirtschaftet werden musste. Wie bei den beiden anderen Lehrerseminaren des Landes, musste auch hier ein Lehrbienenstand errichtet werden, der mindestens 20 Völker fassen sollte.
Die Seminarleitung hatte dabei besonderes Glück, das sich auch auf die Imkerschaft in Künzelsau und später des ganzen Landes auswirkte. Unter den vier nach Künzelsau berufenen Lehrern war Georg Maier, der seinen Bienenstand mitbrachte und sofort den vorgeschriebenen Unterricht in der Bienenhaltung aufnehmen konnte. Sofort trat Maier auch in den landwirtschaftlichen Verein des Oberamtbezirks Künzelsau ein und wurde noch im gleichen Jahr in den Ausschuss gewählt.
22 Jahre war er darin tätig, zum Teil als stellvertretender Vorsitzender und war dann 4 Jahre I. Vorstand. Die Bienenzucht war ihm schon in dieser Tätigkeit ein besonderes Anliegen und in glücklicher Weise konnte er den Seminarbienenstand mit der allgemeinen Landwirtschaft verbinden.
Georg Maier war am 14.06.1832 in Lorch im Remstal geboren. Sein Vater besaß dort eine kleinbäuerliche Wirtschaft und zog dann 1841 auf den Rehnenhof bei Schwäbisch Gmünd. Zur Volkschule nach Gmünd war ein langer Weg und vorher mussten meist noch Arbeiten für die väterliche Wirtschaft erledigt werden. Nach der Konfirmation 1846 wurde er bis 1849 für die Aufnahme ins Seminar Nürtingen durch den Schulmeister Köber in Gmünd vorbereitet.
Unter Rektor Eisenlohr, der zu damaliger Zeit einen sehr guten Ruf als Pädagoge hatte, wurde er 1849 aufgenommen und ging 1851 mit der Note 1b ab. Seine Seminarzeit wurde vom Lehrer Gößler sehr stark beeinflusst, welcher den Seminargarten und den vorgeschriebenen Musterbienenstand betreute.
An alle Bauernarbeit gewöhnt und ihr verbunden, hatte Gößler ihn besonders in sein Herz geschlossen und brachte ihm die Bienenzucht von Grund auf bei.
Jakob Gößler hatte in der Imkerschaft einen beachtlichen Ruf erworben, da er über umfassendes Wissen in Theorie und Praxis verfügte. 1857 schrieb er sein Buch "Der Dzierzonsche Bienenstock" und verband darin bereits Dzierzon mit dem Berlepsch-Rähmchen. Viele Seminaristen in Nürtingen wurden durch Gößler zur Bienenzucht geführt, neben Maier auch Jakob Elsässer. Als 1880 der Landesverein gegründet wurde, trug man Gößler den Vorsitz an, den er alterhalber ablehnte.
Georg Maier erhielt vorläufige Anstellungen als Lehrer 1851 in Denkendorf, 1852 bis 1856 an der Eberhard-Schule in Stuttgart und kam dann nach Heimingen bei Göppingen. 1859 legte er das II. Examen ab und war bis 1860 am Seminar Esslingen tätig. 1860 an die Ackerbauschule in Hohenheim berufen, konnte er sein Wissen auch auf dem Gebiete der Bienenzucht abrunden und erhielt 1863 die feste Anstellung als Lehrer in Heimingen, wo er einen Bienenstand aufbauen konnte.
Jeder Ferientag galt den Bienen oder aber der Hilfe in der Landwirtschaft des Vaters. Wenn er diesen auf Viehmärkten vertrat, war vom Schullehrer nichts zu merken, was besonders die Händler zu spüren bekamen. Nicht umsonst wurde er später in Künzelsau als "Bauer ohne Ähr und Halm" bezeichnet.
Um die Imkerschaft in Hohenlohe zu einer geschlossenen Gemeinschaft zusammenzuführen, sah Georg Maier die Sektionen Bienenzucht in den landwirtschaftlichen Vereinen als unzureichend an. So trafen sich Bienenzüchter aus den Oberämtern Künzelsau und Öhringen, Weinsberg und den angrenzenden Gebieten am 20. Juli 1879 in Kirchensall, auf halbem Wege zwischen Künzelsau und Öhringen. Dem dort gegründeten "Hohenloher Bienenzüchterverein" traten sofort 21 Mitglieder bei. Auf der zweiten Versammlung in Neuenstein am 3.9.1879 waren schon 48 Mitglieder beigetreten und wählten den Oberlehrer Maier aus Künzelsau zu ihrem Vorsitzenden. 1881 waren schon 65 Mitglieder, deren Zahl Ende 1883 auf 79 gestiegen war.
Zu den Mitbegründern des Vereins Hohenlohe gehörten:
Privatier Bayer (Künzelsau),
Schullehrer Braun (Gaisbach),
Privatier Gloch (Künzelsau), der 31 Völker hatte,
Rentamtmann Jung (Aschhausen),
Oberlehrer Maier (Künzelsau),
Konditor Niklas (Ingelfingen),
die Bienenzüchter Christ und Weber (Unterhof),
Bienenzüchter Rupp (Lipfersberg),
Oberlehrer Schmid (Künzelsau) und
Postverwalter Wohlfahrt (Niedernhall).
Ein Mitgliederverzeichnis von 1881 zählt Mitglieder bis aus Althausen bei Mergentheim, aus Weinsberg, aus Onolzheim, aus Hall und Niederstetten auf, aber nicht ein Imker aus Öhringen gehörte dem Verein und damit auch nicht dem am 13.09.1880 in Neckarsulm gegründeten "Württembergischen Landesverein für Bienenzucht" an.
An der Gründung des Landesvereins und den langwierigen Vorverhandlungen war Oberlehrer Maier in äußerst aktiver Form beteiligt. Zum Vorsitzenden wurde Dr. Ebel (Hoheneck bei Ludwigsburg) gewählt und zum II. Vorsitzenden Oberlehrer Maier aus Künzelsau. Als Dr. Ebel 1883 krank wurde und 1884 starb, übernahm Goerg Maier schon 1883 den Vorsitz des Landesvereins. So wurde Künzelsau zum Schalthebel an der Entwicklung der Bienenwirtschaft durch den Landesverein in ganz Württemberg. Als Goerg Maier den Vorsitz des Landesvereins übernahm, hatte dieser 2.475 Mitglieder und 49 Vereine, wobei er über ein Vermögen von 414 Mark verfügte. Als Maier altershalber den Vorsitz in die Hand von Oberlehrer Wandel aus Kirchheim legte, betrug das Verbandsvermögen 11.046 Mark und die Zahl der Mitglieder war auf 3.360 gestiegen. Das bei einem Beitrag von 1,20 Mark im Jahre, wovon 1,00 Mark auf die "Bienenpflege" entfiel, die dadurch kostenlos allen Mitgliedern geliefert wurde.
Ein sparsamer Bienenvater war Georg Maier, dem das Bienenvolk auch in der Mitarbeit für das Gemeinwohl Vorbild war. In Stadt- und Kirchengemeinde arbeitete er mit und war jahrelang Ausschussmitglied des Gewerbevereins Künzelsau. Seit 1866 war Maier Mitglied der Kommission für die II. Volksschullehrer-Prüfung in Stuttgart. Seine Tätigkeit als Seminarlehrer wurde bei der Feier des 25-jährigen Bestehens des Seminars durch die Verleihung des Titels "Professor" am 23.08.1898 anerkannt, nachdem er schon 1888 das Ritterkreuz des Friedrich-Ordens erhalten hatte.
Besonders für die Imkerschaft und ihre Organisation setzte sich Maier mit ganzer Kraft und voller Hingabe ein. Die gute Organisation der großen 32. deutschen Wanderversammlung vom 13. bis 16.09.1887 in Stuttgart mit fast 150 Teilnehmern war wohl sein glänzendes Meisterstück. Die damit verbundene Ausstellung hatte 440 Aussteller angezogen und wurde von über 13.000 Stuttgartern und Württembergern besucht. Von den Austellungsobjekten aus Hohenlohe wurde eine Anzahl prämiert. Man kann daran erkennen, dass die Arbeit des Hohenloher Vereins unter der Leitung des Oberlehrers Maier erste Erfolge verzeichnen konnte.
Doch Maier sah nicht nur die Förderung der Praxis am Bienenstand als Vereinsaufgabe, er erkannte bereits Aufgaben, die lebenswichtig für die Bienenwirtschaft auf anderen Gebieten lagen. Wir können heute noch den Wortlaut eines Antrages nachlesen, den Maier aus Künzelsau auf dieser Wanderversammlung 1887 stellte:
"Die 32. Wanderversammlung in Stuttgart beauftragt ihr Hohes Präsidium, beim Reichstag bzw. Bundesrat ein Gesetz in Anregung zu bringen, wonach aufgrund des Nahrungsmittelgesetzes
nur das von den Bienen erzeugte Naturprodukt mit dem Namen Honig bezeichnet werden darf und
dass alle künstlichen Produkte, welche mit oder ohne Zusatz von Honig bereitet werden und mit diesem in Beziehung stehen, mit dem entsprechenden Namen, wie Sirup oder dergl. bezeichnet werden sollen."
Als erster Redner sprach der anwesende Präsident des Schweizerischen Vereins der Bienenfreunde Jeker und befürwortete den Antrag, da die Schweiz schon ein entsprechendes Gesetz hat. Fast einstimmig wurde der Antrag angenommen.
40 Jahre sollten vergehen, ehe das Gedankengut aus Künzelsau Wirklichkeit wurde.
Ein so arbeitsreiches Leben bis ins Alter ließ Professor Maier einen klaren Blick erhalten: Er dachte an die Nachfolge und die Erhaltung seiner Arbeit im Verein Hohenlohe und auch im Landesverein. Am 9.9.1898 legte er den Vorsitz des Landesvereins nieder und in die Hand von Oberlehrer Wandel aus Kirchheim/Teck. Maier wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Den Vorsitz im Verein Hohenlohe legte Maier 1899 nieder und hier wurde zum Nachfolger der Lehrer Glass in Forchtenberg gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder waren Schöll aus Neuenstein und Lehrer Weidner in Waldenburg. Künzelsau, der langjährige Mittelpunkt des Vereins, war nicht mehr im Vorstand vertreten.
Zu dieser Zeit hatte der Verein 140 Mitglieder aus den Oberämter Öhringen, Künzelsau, Hall, Weinsberg und Neckarsulm. Seit der Gründung 1879 waren durch die Ausstrahlung von Professor Maier zum Teil aus Mitbegründern eine Reihe neuer Vereine entstanden:
1885 Mergentheim,
1883 Gerabronn,
1883 Crailsheim,
1891 Jagstgau-Mulfingen,
1887 Weinsberger Tal,
1883 Schwäbisch Hall
Nach der Gründung des Vereins wurden auf den Vereinsversammlungen und Standschauen Italiener-, Krainer- und Cyprier-Bienen gezeigt und über die Erfahrungen damit berichtet. Sie waren nicht immer gut. Beuten und Geräte wurden im Vereinsgebiet hergestellt und verbreitet. Die "Bienenpflege" wurde von fast allen Mitgliedern bezogen und ihnen dadurch die Verbindung zur Bienenzucht in aller Welt vermittelt. Durch Pfarrer Dr. Baelz in Schwabbach und Pfarrer Dr. Blind waren Mitglieder des Hohenloher Vereins Schriftleiter der Verbandszeitschrift. Professor Maier konnte mit Stolz auf seine imkerliche Tätigkeit zurückblicken.
Treu verbunden verblieb er immer seinen beruflichen Aufgaben als Lehrer der Mathematik, Geografie und Naturkunde. Zeit seines ganzen Lebens hat er keine Urlaubsreise unternommen, nur wenn die Imker zu Tagungen und Ausstellungen riefen, versagte sich Maier selten. Seit 1866 war er als Kommissionsmitglied bei der II. Lehrerprüfung immer dabei und 1900 führte ihn der Weg dazu nach Stuttgart. Nach erfüllter Pflicht ereilte ihn der Tod vor der Wohnungstür des Sohnes, der Lehrer in Stuttgart war. Am 10.07.1900 wurde er auf dem Friedhof der Karlsvorstadt in Heslach unter großer Anteilnahme beerdigt.
Der Stadtschultheiß Röder aus Künzelsau sagte am Grabe: "Wir werden seiner allzeit dankbar gedenken". Neben dem Fabrikanten Munder, dem Vorsitzenden des Gewerbevereins Künzelsau, sprach auch der Vorsitzende des Hohenloher Bienenzuchtvereins Worte des Dankes und der Anerkennung: "Kein Opfer an Kraft und Zeit war ihm zuviel, wenn es galt, unsere Sache zu fördern."
Der Vorstand des Landesvereins rief ihm nach: "Unter seiner rührigen und sicheren Führung ist der Württembergische Landesverein das geworden, was er heute ist, eine festgefügte, auf einer soliden Grundlage stehende Vereinigung sämtlicher Bezirks-Bienenzüchter-Vereine des ganzen Württemberger Landes. So hat der Verstorbene durch seine langjährige, erfolgreiche Tätigkeit um den Württembergischen Landesverein für Bienenzucht und um die Hebung der vaterländischen Bienenwirtschaft sich große, unsterbliche Verdienste erworben."
Ein bleibendes Denkmal setzte ihm einer seiner Seminaristen und 1900 Lehrer in Stuttgart W. Syter in einem Büchlein über Leben und Wirken des Künzelsauer Seminarlehrers Georg Maier. Er spricht von dem Weg vom Dorfschulmeister zum Professor - die Imker, ganz besonders die Künzelsauer, können mit Stolz sagen: "Uns aber war er mehr - Bienenvater, Freund und Förderer!"
Vor allem lernt Theorie, sonst bleibt
Ihr praktisch Stümper Euer Leben lang.
Diese Worte des Bienenbarons von Berlepsch mag Georg Maier oft seinen Mitgliedern zugerufen haben - er hat immer danach gehandelt.
Die Künzelsauer handelten immer danach. Wenn man ihre starke Gruppe auf der Wanderversammlung 1875 in Straßburg in Erinnerung ruft, dann war schon damals der Wille zur Gemeinschaft und das Streben zum Erlernen der Bienenzucht in Theorie und Praxis klar zu erkennen. Georg Maier hat diese Flamme in Künzelsau nie erlöschen lassen.
Als der Hohenloher Verein am 28.8.1902 seine Versammlung in Künzelsau abhielt, wurde über die verspätete Zustellung der "Bienenpflege" von den Künzelsauern Imkern Klage geführt. Die "Bienenpflege" ging damals für alle Vereinsmitglieder an den Vorsitzenden, der die Verteilung vonahm. Man sprach in dieser Versammlung bereits über die Gründung eines eigenen Vereins in Künzelsau.
Am 28.10.1902, dem Tage Simon-Judäa, war es dann soweit. Im "Gasthaus Traube" wurde der "Kocher-Bienenzüchter-Verein" gegründet, der später auch den Namen "Kocher-Gauverein" führte und der heutige "Bienenzuchtverein Künzelsau" ist.
Den Vorsitz übernahm nach der Wahl des Vorstandes Pfarrer Bauer in Kocherstetten, Schriftführer wurde Seminar-Oberlehrer Reinöhl in Künzelsau und die Kassenführung wurde dem Schullehrer Frey in Künzelsau übertragen. Das Werk Georg Maiers konnte im Bezirk Künzelsau weitergeführt werden.
Wer war der erste Kapitän des Künzelsauer eigenen Imkerschiffleins? Pfarrer Karl Bauer war am 15. Mai 1861 in Mergentheim als Sohn des Konditors Theodor Friedrich Bauer geboren. Nach der Pfarrstelle in Hundersingen kam er 1893 nach Kocherstetten. Hier war nach örtlichen Überlieferungen die Obsternte äußerst mager ausgefallen, weil keine oder nur noch wenig Bienenvölker vorhanden waren. Bauer wurde Imker in Praxis und Theorie und die Obsternte steigerte sich. 1896 gründete er die Raiffeisen-Genossenschaft in Kocherstetten und half damit den Landwirten. Allen theoretischen Erkenntnissen der Zeit gegenüber aufgeschlossen, wurde er bald ein Anhänger des Gedankengutes von Pfarrer Gerstung. Neben dem materiellen Nutzen der Bienenzucht stand bei ihm gleichwertig der ideelle Wert. Den Bien sah er als Organismus, der als Ganzes zu behandeln ist.
Als Gerstung 1902 seine Anhänger nach Weimar gerufen hatte, da war Pfarrer Bauer dort und wurde Mitbegründer des "Deutschen Reichsvereins", dem der württembergische Landesverein dann 1905 geschlossen beigetreten ist. Als Burkhardt aus Weinsberg 1903 zur Gründung eines Gauverbandes, von Heilbronn bis Crailsheim reichend, aufrief, da war Pfarrer Bauer für Künzelsau dabei. Er forderte dort zu den Vorschlägen zur Einrichtung von Honigverkaufsstellen einer Ein- und Verkaufsgenossenschaft als Voraussetzung ein Einheitsglas mit Gewährverschluss als Garantie. 1903 besuchte Pfarrer Bauer die Wanderversammlung in Straßburg und 1904 die in Dornbirn.
Über den Verlauf der Straßburger Wanderversammlung berichtete Pfarrer Bauer in der "Bienenpflege" und machte recht kritische Bemerkungen über den Vortrag von Heinrich Freudenstein. Dieser hatte dort seine Zuckerhonigthese verteidigt und eine Deklaration von Bienenhonig und Zuckerhonig vorgeschlagen. Die Kritik Pfarrer Bauers aus Kocherstetten veranlasste Freudenstein zu einer Klage beim Gericht. Sie verlief wie das Hornberger Schießen.
1904 wurde Pfarrer Karl Bauer nach Herbrechtingen versetzt, wo er bis 1928 im Amte war und Imker blieb. Am 12. Juli fand der Umzug bei 26° C mit 22 Bienenvölkern statt und Bauer sah diesem Transport mit Bangen entgegen. Aber er wollte sich auch von keinem seiner Völker trennen. Das Resultat war, dass die 16 Völker in Gerstungbeuten die Reise ohne Verlust überstanden. Von den 6 Völker in Normal-Dreietagern war eins tot und die übrigen 5 hatten starke Verluste erlitten. In Herbrechtingen wurde die Umstellung auf Gerstungbeuten durchgeführt. Wenn im Kreise Künzelsau damals eine Reihe schöner Gerstungstände aufgebaut wurden, so war es ein Erfolg von Pfarrer Bauer. 1940 starb Pfarrer Bauer im Ruhestande in Calw.
Der Amtswechsel war schon früh bekannt und so wurde in der Versammlung am 18. Mai 1904 ein neuer Vorstand im Verein Künzelsau gewählt. Vorsitzender wurde der Lehrer Frey aus Künzelsau, Kassier Kaminfegermeister Kurz aus Künzelsau und Schriftführer der Stadtschultheiß Rilling aus Ingelfingen. Als der Landesverein 1905 sein 25-jähriges Bestehen in Stuttgart feiert, spendet der Verein Künzelsau 20 Mark als Ehrengabe. An den Festtagen in Stuttgart treffen wir Frey, Kurz und Abel aus Künzelsau, sowie Johann Stier vom Krügeleshof.
Als Julius Herter 1906 zur Einrichtung von Beobachtungsstationen aufrief, meldete sich als einer der ersten der Vorsitzenden des Vereins, Lehrer Frey. Der damalige Stadtaccisor Christian Kerler nahm 1907 an einem der ersten Ausbildungslehrgänge in der Seuchenbekämpfung bei Oberlehrer Mangler teil.
Die landwirtschaftlichen Vereine hatten sich zu dieser Zeit zu Gauverbänden zusammengeschlossen, welche Landwirtschaftsfeste mit Ausstellung abhielten. Das zweite dieser Feste der Hohenloher Oberämter fand am 28. und 29.9.1907 in Künzelsau statt. Über 30.000 Besucher kamen und konnten auch die Ausstellung des Bienenzuchtvereins Künzelsau besichtigen. Darüber schrieb der "Kocher- und Jagstbote" in seinem Bericht "Die schönste, man darf wohl sagen, kunstreichste Abteilung, bildet ohne Zweifel die Ausstellung von Produkten aus der Bienenzucht. Obwohl diese schon seit alter Zeit die Poesie der Landwirtschaft bildet, wird sie gar häufig, namentlich bei landwirtschaftlichen Festen als Aschenbrödel behandelt und das mit Unrecht. Denn gerade die Bienenausstellung hat das Ganze poesievoll gestaltet, abwechslungsreich und interessant gestaltet." Ein hohes Lob für die Imker und den erst 5 Jahre alten Verein Künzelsau, der die Austellung organisiert und getragen hat.
Um 1910 hat Lehrer Frey den Vorsitz des Vereins niedergelegt und der Steuerbeamte Christian Kerler wurde sein Nachfolger. Die vom Lehrer Mack ausgehenden Zuchtbestrebungen, die durch die Belegstation "Rohrklinge" seit 1912 vorangetrieben wurden, fanden bei Kerler sofort Reaktion für seinen Verein. Er wurde eifriger Züchter und fand viele Freunde für diese Arbeit im ganzen Bezirk. 35 Jahre lang leitete er den Verein in großer Treue. Sein Stand wurde 1935 mit dem II. Preis der Württembergischen Landwirtschaftskammer ausgezeichnet. 1937 konstruierte er einen Wabenhalter beim Zeichnen der Königin, der den Gebrauchsmusterschutz Nr. 1385-715/45 h erhielt. Der Zuchtbeirat der Reichsfachgruppe in Berlin und der Obmann für Zucht in Württemberg hatten das Gerät geprüft und für gut befunden.
Christian Kerler war am 4. Oktober 1864 in Bietigheim geboren und schon sehr früh Imker geworden. Er führte den Verein Künzelsau bis zu seinem Tode im Juni 1948. Als sein treuer Weggenosse Eugen Kurz 1936 starb, wurde als Kassier 1937 Gebhard gewählt. Als dieser 1940 zum Kriegsdienst einberufen wurde, übernahm Christian Kerler auch neben Vorsitz und Zuckerversorgung noch das Amt des Kassiers. Ein Vater seiner Bienen und des Vereins.
Die Mitgliederzahl erreichte 1914 einen Bestand von 62 Imkern. 1927 waren es 82, wobei es bei geringen Schwankungen etwa verblieb. 1936 stieg die Zahl auf 95 und kam 1939 auf 101. Durch die Zuckerbewirtschaftung im Kriege wurden es 1942 dann 128 Mitglieder.
Die Völkerzahl im ganzen Oberamt Künzelsau erreichte 1912 die Zahl von insgesamt 2.772 Völkern, wovon 2.684 auf beweglichen Bau gehalten wurden. 1925 waren es nur noch 1.310 Völker, davon 1.234 auf Mobilbau. Diese Zahl stieg 1930 wieder auf 2.587 Völker. Als die Oberämter aufgelöst und in Kreise verwandelt wurden, hatte der neue Kreis Künzelsau eine Fläche von 33.638 ha, war dem Oberamt gegenüber also etwas kleiner geworden. Die Zahl der Bienenvölker betrug 1938 im Kreise 2.582, wovon nur noch 18 in Körben gehalten wurden. Notzeiten brachten immer Steigerung der Imkerzahlen und des Völkerbestandes. So wurden im Kreise 1941 schon 2.834 Völker und 1949 sogar 3.047 Völker gezählt. 1953 waren es 2.866 Völker, 1957 nur 2.335 und 1960 wieder 2.838 Völker. Waren es 1965 noch 2.683 Völker, so sanken die Zahlen nun 1970 auf 2.176 und 1972 dann auf 2.025 Völker. Nach der Kreisreform und dem Übergang in den Hohenlohekreis sind Vergleichszahlen sehr schwer zu erstellen.
Nach dem Zusammenbruch und aller damit verbundenen Schwierigkeiten übernahm 1948 der Sohn Christian Kerlers, der Lehrer Walter Kerler, den Vorsitz des Vereins und behielt in 25 Jahre lang bis 1973. Walter Kerler setzte das Werk des Vaters im Dienste des Vereins fort und war bemüht, durch Vermittlung von Theorie und Praxis an die Mitglieder, die Bienenwirtschaft im Bezirk zu fördern. Er stellte sich auch der Mitarbeit im Landesverband zur Verfügung und war nach der Vereinigung von Nord- und Süd-Württemberg 1952 bis 1956 im Beirat und als Obmann für Bienenweide im Landesvorstand tätig. In dieser Zeit setzte sich der Forstmeister Wendel in Künzelsau für den Schutz und die Pflege der Waldameise ein. Kerler war bis ins hohe Alter ein eifriger Mitarbeiter der "Bienenpflege". Er ist am 24. Juni 1897 in Künzelsau geboren und lebt als Lehrer seit 1964 im Ruhestand in Künzelsau. Eine Seltenheit dürfte es im Imker-Vereinsleben sein, dass der Vorsitz eines Vereins 60 Jahre lang in der Hand von Vater und Sohn lag.
Dies war nur möglich, weil von Anbeginn des Vereins immer Mitarbeiter vorhanden waren, die vom Idealismus der Arbeit am eigenen Stande und der Gemeinschaft geprägt wurden. Nur so konnte Theorie und Praxis im Verein in großer Uneigennützigkeit verbreitet werden. Ein Beispiel von vielen Mitarbeitern sei stellvertretend für sie genannt: der von 1918 bis 1935 in Künzelsau wirkende Pfarrer und Dekan Eduard August Leonhard. Ein echtes hohenloher Kind, war er am 17.1.1869 in Bächlingen bei Langenburg geboren und widmete sich der Bienenzucht. Seine Erfahrung und sein Wissen gab er im Verein und auch in der "Bienenpflege" weiter. 1935 wurde er nach Möhringen bei Stuttgart versetzt und starb am 25. Juni 1941 in Waiblingen.
Der Verein wählte 1973 den Schuhmachermeister Franz Baier zu seinem Vorsitzenden, Gottlob Rumm als seinen Vertreter, Robert Koppenhöfer als Kassier und Siegfried Krohn als Schriftführer. Als Obmänner sind tätig: seit 25 Jahren Hans Knorr für Wanderung, für Beobachtung Franz Baier und für Zucht Gottlob Rumm. Für den Bienengesundheitdienst ist heute der Imker Bauer verantwortlich, der das Amt von Ernst Maurer übernahm, der über 15 Jahre, zum Teil mit dem Tierarzt Dr. Stemmer, auf diesem Gebiet tätig war. Von dem Wege, der von den Gründern vorgezeichnet und als Erbe von Georg Maier anzusehen ist, wurde in 75 Jahren nicht abgewichen und er hat auch heute noch das gleiche Ziel: Förderung der Bienenwirtschaft durch Verbreitung von Theorie und Praxis!
Rühmlich, christlich und löblich ist,
Daß man zu keiner Zeit vergißt,
Der alten, lieben Vorfahren
Die vor uns in dem Leben waren!
Diese Worte einer Grabschrift in Neckarsteinach aus dem Jahre 1531 sollen das Gedenken an einen, um die Bienenwirtschaft hochverdienten Bienenvater aus dem Künzelsauer Raum einleiten, der keinen direkten Zusammenhang mit dem Verein oder der Organisation überhaupt hatte, aber einer der großen Pioniere in Württemberg war.
Georg Michael D I N K E L aus Büttelbronn/Steinbach,
Oberamt Künzelsau.
Er war am 2. Oktober 1767 als Sohn des Bauern Dinkel in Billingsbach geboren und heiratete nach Büttelbronn, damals Bittelbronn geschrieben. Als er elf Jahre alt war, kaufte er sein erstes Bienenvolk für 3 Gulden und 30 Kreuzer. Wie sauer mag es dem Bauernjungen geworden sein, diesen Betrag aus Spar- und Patenkreuzern zusammenzutragen und wie groß muß seine Liebe zum Wunder der Schöpfung im Bienenvolk gewesen sein?
Er war immer bestrebt, von anderen Bienenzüchtern zu lernen und wandte sich in erster Linie den Schriften des in Öhringen geborenen Pfarrer Christ zu. So kam er zur Magazinbienenzucht und sagt von ihr, daß sie bedeutende Vorteile hat. Bis zu 5 Zargen setzte er übereinander und hatte jede mit 2 Glasscheiben zur Beobachtung versehen. Später stützte er sich auch auf Erfahrungen guter Praktiker. So hatte er das 1815 in Stuttgart erschienene Buch von Joh.Chr.E. Schmid "Grundsätze zu einer dauerhaften Bienenzucht durch eine 40-jährige Erfahrung" in seinem Besitz und machte sich auch die Erfahrungen von Nikolaus Unhoch 1762-1832, der 35 Jahre praktisch imkerte, zunutze. Dessen in München 1823 erschienenes Werk "Anleitung zur wahren Kenntnis und zweckmäßigen Behandlung der Bienen" rundete sein Wissen ab und er besaß es auch. Unhoch war einer der ersten praktischen Imker, der bestimmte Tänze beobachtete und dessen gute Beobachtung auch von Professor von Frisch 1927 zitiert wird. Doch Michael Dinkel übernahm nichts, was er nicht am eigenen Stande längere Zeit überprüft hatte. Er wurde im Laufe der Jahrzehnte zu einem Mann mit eigenem Standpunkt aus Erfahrung und kein blinder Nachbeter, wie es sie damals und auch heute noch gibt.
Als König Wilhelm von Württemberg - der Landwirtschaftskönig - zur Förderung der Bienenzucht Geldpreise von 20 und 10 Dukaten, sowie silberne Medaillen für die Bienenzüchter aussetzte, welche sich in der Bienenwirtschaft besonders auszeichneten, da war Michael Dinkel im kleinen Büttelbronn der Beste in ganz Württemberg.
Er konnte nachweisen, daß er 204 Völker durch den Winter gebracht hatte und erhielt 1825 den I. Preis mit 20 Dukaten. Der II. Preis ging an Jakob Schäufelen im Oberamt Vaihingen, der 58 Völker überwintert hatte. Höchste Anerkennung für eine damals ganz außerordentliche Leistung für den inzwischen landesweit zum "Honigmann von Bittelbronn" gewordenen Michael Dinkel.
Obwohl Dinkel immer einige Zentner Honig für Notzeiten in Vorrat hielt, verkaufte er im Jahre im Durchschnitt 12-13 Zentner an die Zuckerbäcker in Künzelsau, Crailsheim, Hall und Stuttgart und erzielte damals den recht guten Preis von bis 1/2 Gulden für das Pfund. Außerdem konnte er 40-50 Pfund Wachs im Jahr verkaufen.
Auf seinem Stande am Haus hielt Dinkel 75 bis 100 Völker. Bis zu 200 weitere Völker waren in den Nachbardörfern aufgestellt. Schon um 1825 hatte Dinkel, dessen Ehe kinderlos geblieben war, als seinen Nachfolger den Sohn seines Bruders aus Billingsbach zu sich genommen und ihn adoptiert. Als dieser Georg Leonhard Dinkel 1830 heiratete, hat er den Hof übernommen und Michael Dinkel war nun nur noch der Bienenvater und Honigmann.
Freunde und Bekannte in der weiten Nachbarschaft kamen bei besonderen Vorfällen auf ihren Bienenständen stets um Rat fragend zu Dinkel. Immer wieder sahen sie dabei mit Bewunderung seine glückliche und erfolgreiche Betriebsweise. Viele Ratsuchende waren erst beruhigt, wenn der Bienenmann von Büttelbronn ihre Völker besichtigt hatte. Dieser wußte aber auch, daß die Bienenhalter auf den Dörfern noch nie ein Bienenbuch gelesen und danach gehandelt hatten. So schrieb Michael Dinkel im Dezember 1829 seine "Vollständige praktische Anleitung zur Bienenzucht auf 50-jährige Erfahrung gestützt" fertig. Als Buch wurde sie in Künzelsau gedruckt und verlegt 1830 bei D. Kistler und kostete 11 und 1/4 Silbergroschen.
Ein Freund von Dinkel, der seinen Namen nicht nannte, schrieb das Vorwort und sagt über Dinkel: "Seit 50 Jahren sind seine Bienen seines Herzens Freude und Wonne und er hat in dieser Zeit immer mit ihnen gelebt und gewebt. Während in dieser Zeit die fürchterlichsten Erschütterungen die Welt bewegten, lebte er still und ruhig bei seinen Bienen und ergötzte sich an ihrem frohen Gesumse und an ihrer regen Tätigkeit. Mochten Kaisertümer und Königreiche zusammenstürzen - ihn bekümmerte es wenig - blieb doch in seinem Bienenstaate die alte Ordnung stets aufrecht: galt da noch "Treue dem Oberhaupte, Liebe zum Vaterlande, brüderliche Eintracht, Fleiß und Emsigkeit".
Dinkel war aber auch ein frommer und gottesfürchtiger Mann. Ein fleißiger Kirchgänger, der jeden Sonntag die über eine Stunde entfernte Kirche in Buchenbach besuchte. Das war in der Zeit des Schwärmens eine harte Gewissensentscheidung, die aber immer wieder zugunsten des Gottesdienstes fiel. Am Schluß desselben aber war keiner so schnell verschwunden, um zu seinen Bienen zu kommen, wie der Honigmann. Über ihn sagten Gedichtzeilen:
Wenn sich die frohe Schwarmzeit naht,
Da schleicht er wie ein Fuchs,
Um seinen Bienenstand herum
Mit Augen, wie ein Luchs.
Durch seine Magazin-Betriebsweise hielt er das Schwärmen in engem Rahmen, konnte es aber nicht ganz vermeiden. Seine Völker hatten nur 3, 4 oder höchstens 5 Teile - eben immer nur die Zahl der Magazinzargen. Er mußte notgedrungen das Bienenvolk als ein Ganzes, als den Organismus "der Bien" ansehen. Darin beruhten neben guter Pflege und Beobachtung seine Erfolge.
Sein Buch enthält noch heute gültige Goldkörner für den praktischen Betrieb einer einfachen Bienenwirtschaft. Es ist sehr selten geworden und so soll der Verein Künzelsau eine Kopie davon in treue Verwahrung nehmen. Das Originalexemplar dazu ist in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart vorhanden und kann nur im Lesesaal eingesehen werden.
Michael Dinkel starb am .... in Büttelbronn. Sein Nachfolger und Adoptivsohn Georg Leonhard Dinkel verlor seine erste Frau 1833 durch den Tod und heiratete dann 1834 Eva Maria Stapf. Georg Leonhard Dinkel betreute den Bienenstand als Bauer weiter und starb 1863. Seine Witwe lernte die Behandlung der Bienen und erhielt den Stand bis kurz vor ihrem Tode 1888. Dann ging der Stand ein und mußte beim Bau eines Wirtschaftsgebäudes ganz weichen. Der Bauernhof ist heute in der Hand eines Nachkommens des Leonhard Dinkel. Der jetzige Besitzer Karl Weiß hat eine geborene Dinkel, die Enkeltochter der letzten Bienenmutter des Dinkelstandes, als Mutter.
Ein etwas weiter Bogen, den dieser Versuch einer Vereinsgeschichte für die Künzelsauer Imker schlagen mußte. Vieles, besonders aus den letzten Jahrzehnten wird ergänzt werden können. Ein Fundament, ein Anfang soll diese Arbeit sein. Sie soll Anreiz sein, eine Geschichte des Imkervereins Künzelsau zum hundertjährigen Bestehen im Jahre 2002 vorzulegen, die alle Einzelheiten des imkerlichen Geschehens im alten Oberamt Künzelsau umfaßt.
Dazu sind Idealisten, wirkliche Bienenväter nötig, die das Leben von Georg Maier und die Tätigkeit des Vereinsgründers Bauer und Christian und Walter Kerler in der Organisation sich als Vorbild nehmen. Dabei aber immer daran denken, daß in Büttelbronn einst einmal der beste Bienenmann in ganz Württemberg lebte. Mögen recht viele Künzelsauer Imker am Bienenstand und in der imkerlichen Gemeinschaft so leben und wirken, wie es einst der Pfarrer Tobisch (1865 - 1935), "Jung-Klaus" genannt, in schöne Worte kleidete:
Ich liebte die Menschen,
ich liebte die Bienen,
ich haßte das Unrecht,
wo immer es war !
Ich lebte um Allen zu dienen,
und so hab ich mein Tagwerk vollbracht.